Diese Seite befindet sich noch im Aufbau. Über Hinweise auf zusätzliche Informationen zum Thema Suntour, eingescannte Kataloge sowie gute Fotografien der besprochenen Suntourteile würde ich mich freuen.
Auf die Produkte von Suntour stieß ich erst 2005 als ich auf der Suche nach einer guten Hinterradnabe war. Ich fand die XC-PRO und war sofort beeindruckt von der Idee, eine Fahrradnabe mit Schmiernippeln auszurüsten. Also suchte ich nach weiteren Informationen über Suntour und Suntourprodukte. Nun stellte sich heraus, dass die XC-PRO einen herausragenden Ruf hatte, aber leider auch, dass von Suntour seit 10 Jahren nur noch der Name existierte. Damit schien die Ersatzteilversorgung alles andere als sicher. Das und die Tatsache, dass mein Rahmen nicht die erforderlich Einbaubreite hatte, hielten mich 2005 davon ab, eine XC-PRO-Nabe zu verbauen.
Mittlerweile sind immer noch Suntourteile erhältlich und mein Fahrrad hat 2011 nach einem Autounfall einen neuen, breiteren Hinterbau erhalten. Das war Grund genug, mich noch einmal mit den Suntournaben aus den 90ern zu befassen. Suntour hat allein oder in Zusammenarbeit mit anderen Firmen eine breite Palette an Komponenten entworfen und in Gruppen zusammengefasst.1 Da Gruppen überwiegend aus Marketinggründen zusammengestellt werden, spricht nichts dagegen, Komponenten einzeln zu verwenden, Komponenten verschiedener Hersteller an einem Fahrrad zu verwenden oder sogar einzelne Teile einer Komponente zu mischen.2
Von Suntour interessieren mich vor allem die Hinterradnaben und Ritzel, da sie eine Lebenserwartung versprechen, die ansonsten kaum noch zu finden ist. Bei den modernen hochpreisigen Komponenten zählen vor allem Gewicht, Design und Image. Dort ist Haltbarkeit oft kein wichtiges Argument mehr. Und das Material der niedrigpreisigen Komponenten ist spätestens seit dem Ende der 1990er indiskutabel. Die Suntournaben und -ritzel bieten die Möglichkeit, sich einen langlebigen Antrieb aufzubauen und das zu einem vergleichsweise niedrigen Preis.
Suntour war ein japanisches Unternehmen, das bereits 1912 als Maeda Iron Works Company gegründet wurde. Dort wurden unter anderem Freiläufe und Ritzel für Fahrräder und Landmaschinen produziert. Als während des 1. Weltkrieges keine Fahrräder mehr nach Japan importiert werden konnten, etablierte sich in Japan eine selbständige Fahrradproduktion, die auch über den Krieg hinaus Bestand hatte. Davon profitierte auch die Maeda Iron Works Company.
Im 2. Weltkrieg wurde die Firma von der japanischen Militärregierung übernommen und auf die Herstellung von Munition umgestellt. Im Juli 1945 brannte die Fabrik nach einem Bombenangriff aus, wurde aber nach der Kapitulation wieder aufgebaut und baute schon 1946 wieder Freiläufe in Stückzahlen, die dem Vorkriegsstand entsprachen.
In den 1950er Jahren wurden in Japan auf der Basis europäischer Vorlagen die ersten Schaltwerke und Freiläufe mit Mehrfachritzeln für Fahrradschaltungen produziert. Unter dem Namen Suntour ließ Maeda sein erstes Schaltwerk ab 1956 von der Iwai Seisakusho company fertigen. Nach dem Bankrott von Iwai Seisakusho stellte Maeda die Suntour-Schaltwerke selber her. Einige wesentliche Erneuerungen an der Schaltwerks- und Antriebstechnik gingen in der Folgezeit auf das Konto von Suntour. Suntour entwickelte 1964 das Schrägparallelogrammschaltwerk wie wir es heute kennen.4 1969 folgte die indexierte Schaltung. Im selben Jahr wurde eine Hinterradnabe mit einem Freilauf zur ersten Freilaufnabe kombiniert. Die Ideen der Indexschaltung und der Freilaufnabe wurden allerdings nicht weiter verfolgt und erst viel später von Shimano auf dem Markt eingeführt.
1965 hatten Suntour und Shimano den japanischen Markt für Schaltwerke und Freiläufe erobert, der zuvor aus Europa beliefert worden war. 1968 versuchte nach Shimano auch Suntour auf den Weltmarkt vorzudringen. Der bike boom seit 1971 in den USA löste eine große Nachfrage nach billigen Fahrradkomponenten für leichte Sporträder aus. Als die großen europäischen Komponentenhersteller Campagnolo, Huret und Simplex die Nachfrage nicht mehr decken konnte, schlug die Stunde der japanischen Produkte, die sich auf das Niedrigpreissegment konzentrierten und dort die bessere Qualität boten. Zudem entsprach die Ausrüstung der japanischen Freiläufe mit größeren Ritzeln eher dem Geschmack des amerkanischen Publikums als die enge Abstufung der europäischen. Ab 1972 konnten Suntours Produkte auch in Europa verkauft werden. Die Vermarktung erfolgte durch das französisch-englische Joint Venture Milremo, das 1975 auch Dura-Ace-Komponenten in sein Angebot aufnahm.
Durch die überlegene Technik des Schrägparallelogrammschaltwerks dominierte Suntour schnell den Markt für Schaltwerke der Mittelklasse, da sie nicht nur vergleichsweise günstig, sondern auch sehr hochwertig waren. Mit ihnen ließen sich Ritzel bis 34 Zähne problemlos schalten. Ritzel lieferte Suntour in allen Größen von 13 bis 34 Zähnen. Sehr erfolgreich waren auch die Bar-Con-Lenkerendschalthebel. 1983 kam mehr als die Hälfte aller verkauften Schaltwerke von Suntour, der Rest größtenteils von Shimano. Huret und Campagnolo konnten nur kleine Anteile halten, vor allem im Bereich der hochklassigen Renn- und Touringkomponenten. Und das galt nicht nur für die Erstausrüster, sondern auch für Ersatzteile.
Als 1983 Mountainbikes populär wurden, erkannte Suntour die Gelegenheit und brachte eine entsprechende Gruppe auf den Markt.
1985 erreichte Suntour den Zenit. Danach begannen die Probleme. Das Plaza-Abkommen zwischen Frankreich, BRD, Japan, USA und Großbritannien bestimmte eine Abwertung des Dollars gegenüber der DM und dem Yen, denn der zu diesem Zeitpunkt immer weiter steigende Dollarkurs verursachte ein enormes Außenhandelsdefizit in den USA. Da die Verträge zumeist nicht in Yen abgeschlossen worden waren, führte die Aufwertung des Yen zu großen Verlusten. Diese Probleme betrafen zwar auch Shimano, aber in weit geringerem Maße, denn Shimano produzierte nur noch die hochwertigen Teile in Japan. Für den Rest wurde schon 1973 eine Fabrik in Singapur erbaut. Suntour vollzog diese Entwicklung nach und wich nach Taiwan aus, was die Firmenfinanzen zusätzlich belastete und zudem länger dauerte als geplant, da die taiwanesischen Bauunternehmen nicht mit der enormen Nachfrage der ausländischen Firmen mithalten konnten.
Die zweite Art von Problemen war technischer Natur. Zum Einen lief 1985 Suntours Patent für das Schrägparallelogrammschaltwerk aus, sodass nun auch andere Hersteller diese Technologie verwenden konnten. Zum anderen stellte Shimano im selben Jahr sein neuentwickeltes indexiertes Schaltsystem (Shimano Index System) vor. Diese Innovation wurde zunächst kaum beachtet, setzte sich in den Folgejahren jedoch nahezu komplett gegen die alten stufenlosen Schaltsysteme durch. Auch Suntour unterschätzte die Bedeutung der indexierten Schaltung, was die Entwicklung eines eigenen Systems um ein Jahr verzögerte. Shimano nutzte seinen Vorsprung. S.I.S. war wegen seiner einfachen Handhabung bei den Käufern sehr begehrt und Shimano konnte gar nicht soviel produzieren wie nachgefragt wurde. Aus dieser Position konnte Shimano die Händler veranlassen, den gesamten Antrieb aus Shimanokomponenten aufzubauen. Das sicherte Shimano nicht nur Marktanteile, sondern ermöglichte auch eine reibungslose Funktion der S.I.S.-Komponenten.
Suntour versuchte, mit seinem neu entwickelten AccuShift-System nachzuziehen. Da AccuShift im Gegensatz zu S.I.S. von den Händlern oft mit alten Ketten kombiniert wurde, die nicht auf indexierte Schaltungen ausgelegt waren, kam es häufig zu Problemen, die den Ruf von Suntour verschlechterten. Dadurch verlor Suntour seine Marktführung an Shimano. Bis 1989 konnte Suntour den technischen Rückstand gegenüber Shimano nahezu aufholen, den wirtschaftlichen Rückstand holte Suntour jedoch nie mehr auf, auch wenn sich die Lage zwischenzeitlich noch einmal kurz entspannte.
Nachdem Suntour Ende der 1980er nur noch 25% des Erstausrüstermarktes behaupten konnte, vergrößerte sich dieser Anteil 1989 noch einmal auf 30%. Die neu entwickelten AccuShift-Plus-Ritzel waren nicht schlechter als Shimanos Hyperglides. Es gab eine flexible, hülsenlose Schaltkette wie beim S.I.S. sowie die passenden PoweRing-Kettenblätter. Dazu kamen neue Freilaufnaben. Diese Naben schmälerten allerdings den Markt für Freiläufe, auf dem Suntour sehr erfolgreich war. Die Spitzenmodelle der Suntourfreiläufe Winner, New Winner und Winner Pro besaßen einen sehr guten Ruf, da sie gut verarbeitet und leicht zu wechseln waren. Zudem ermöglichten sie eine enorme Auswahl an Anzahl und Größe der Ritzel. Mit dem New-Winner-Freilaufkörper konnten fünf, sechs oder sieben Ritzel mit großen oder kleinen Abständen in nahezu jeder Zähnezahl von 12 bis 34 gefahren werden.
Suntour begnügte sich nicht damit, zu Shimano aufzuschließen, sondern erweiterte seine Produktpalette. Die Browning Electronic AccuShift Transmission (BEAST) besaß Kettenblätter, die wie Weichen konstruiert waren und einen Umwerfer unnötig machten. Die Pedersenbremse nutzte über einen Schneckentrieb die Vorwärtsbewegung der Felge zur Verstärkung der Bremskraft. Und mit dem Grease-Guard-System von Wilderness Trail Bikes konnten Naben, Steuerlager, Tretlager und Pedalen abgeschmiert werden, ohne die Lager zu öffnen. Außerdem kamen in den Freilaufnaben und Schaltwerken der Spitzengruppen SUPERBE PRO und XC PRO nun auch Industrielager zum Einsatz.
Die Produktion der BEAST verzögerte sich um anderthalb Jahre. Das sorgte für Enttäuschung bei den Interessenten. Als das System dann lieferbar war, wurden letztlich nur sehr wenige Räder mit dem ungewöhnlichen System ausgestattet.5 Die Pedersenbremse steht noch heute in dem Ruf, eine hervorragende Verzögerung zu liefern. Sie wird deshalb gern an Tandems eingesetzt. Für Ungeübte war sie jedoch schwer zu kontrollieren, was zu Unfällen und Produktklagen führte.6 Wirtschaftlich betrachtet war die Pedersenbremse eine Fehlkalkulation. Die Produktion fiel teurer aus als vermutet, sodass Suntour die Bremse unter den Produktionskosten verkaufen musste. Das Grease-Guard-System wurde an der MTB-Spitzengruppe von Suntour, der XC PRO eingesetzt.
Trotz dieser Innovationen gingen die Zahlen stetig bergab, da die Händler vor allem Shimano verbauten, weil sie vermuteten, Shimano werde sich besser verkaufen als Suntour. 1990 sank der Anteil am Erstausrüstergeschäft wieder auf 25%. In der Mitte dieses Jahres wurde Suntour von Mori Industries Inc., einem japanischen Stahlrohrhersteller, aufgekauft. Mori Industries Inc. hatte im Jahr zuvor bereits Sakae Ringyo Ltd. gekauft, die Lenker, Sattelstützen, Kurbeln, Kettenblätter und Pedalen herstellten. Die beiden Unternehmen wurden zu SR Suntour zusammengefasst. Auf die bisherige Modellpalette hatte das jedoch keinen Einfluss.
1991 brachte Suntour weitere MicroLite-Komponenten heraus, die zum Teil aus Aluminium gefertigt waren – so zum Beispiel die Tretlagerhülse, die Achse der Vorderradnabe und der Freilaufkörper. Unter diesem Namen wurden 1983 bereits Daumenschalthebel angeboten7 und seit 1985 Schraubkränze.
Die MicroLite-Komponenten warteten mit insgesamt fast 250g geringerem Gewicht auf und wurden vor allem in der neuen SL-Gruppe angeboten. Sie konnten aber auch mit anderen Gruppen kombiniert werden.8 1992 wurde der MicroDrive (MD) für die MTB-Gruppen entwickelt. Der Kern des MicroDrive war ein 11zähniges Ritzel. Dieses Ritzel ermöglichte bei gleicher Übersetzung kleinere Kettenblätter und damit eine engere, gewichtsparende Bauweise der Kurbelgarnitur. Shimano übernahm dieses Konzept zwei Jahre später.9 Ebenfalls 1992 erfolgte die Einführung der PowerFlo-Ritzel (APII), die sich noch besser schalten ließen als die AccuShift Plus (AP). Der wirtschaftliche Niedergang war aber nicht mehr aufzuhalten. 1992 betrug Suntours Marktanteil in den USA nur noch 10%.
1993 wurde das S-1-Schaltwerk vorgestellt. Das S-1 wurde an einer speziellen Halterung unterhalb der Kettenstrebe befestigt und war damit viel besser vor Sturzschäden geschützt als die herkömmlichen Schaltwerke. Die Indexierung war direkt im Schaltwerk integriert, sodass ein Verschleiß von Schalthüllen und -zügen die Schaltung nicht mehr verstellen konnten. Zehn Jahre zuvor, als Suntour den Markt noch dominierte, wäre dieses Modell möglicherweise sehr erfolgreich geworden – nun wollte kein Fahrradhersteller ein Risiko mit dem neuen Produkt der angeschlagenen Firma eingehen. Neu im Suntour-Angebot waren auch die Multi Terrain Twist Shifter, eine optimierte Drehgriffschaltung, die sich nicht nur für den Freizeitbereich, sondern auch für den sportlichen Einsatz eignen sollte.
Eine Rückrufaktion im selben Jahr belastete die Kassen und den Ruf von Suntour. Der Marktanteil sank in den USA auf 5%.
Im Jahr 1994 wurde Suntours Angebot auf die Komponenten reduziert, die den größten Verkaufserfolg versprachen. In Japan wurden nun nur noch die besten MTB-Gruppen hergestellt. Der Rest war nach Taiwan ausgelagert worden. Ende 1994 begann der Ausverkauf. Die Produktion in den japanischen Fabriken wurde ganz eingestellt. Es wurden nun nur noch Lagerbestände zu gesenkten Preisen angeboten. Als die Lager geleert waren, endete der Verkauf.
1995 wurde SR Suntour erneut verkauft. Die Produktion in Taiwan wurde fortgeführt. Dort wurden allerdings nur noch billige Teile für den Ersatzteilmarkt produziert, die mit den älteren hochwertigen Komponenten von Maeda Suntour nichts mehr zu tun hatten. Beibehalten wurde allein der Name der Firma sowie die Namen einiger Gruppen. Heute werden unter diesen Namen vor allem Federgabeln verkauft. Aber SR Suntour produziert auch immer noch Teile des Antriebs.
Suntour war eine relativ kleine Firma, die in den frühen 1980ern circa 350 Mitarbeiter beschäftigte, davon nicht mehr als 20 in der Entwicklungsabteilung. Viele Teile, die Suntour verkaufte, wurden bei anderen Herstellern nach Suntours Vorgaben hergestellt und dann als Suntourteile verkauft. So wurden beispielsweise die Kurbeln aus der SUPERBE-PRO-Gruppe bei Sugino produziert und alle Suntournaben kamen aus den Werken der Firma Sansin/Sanshin/Sunshine[Paul Brodek bei Sheldon Brown: http://www.sheldonbrown.com/japan.html#sansin] und auf einigen steht sogar der Firmenname, so z. B. bei einer XC COMP MD 7S auf der linken Staubkappe. WTB, BEAST, Scott, Assoziation
Die Belege stehen in eckigen Klammern hinter der jeweiligen Informationen. Die Links dazu finden sich in den Quellenangaben.
Jahr | Produkt |
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1956 |
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frühe 1960er |
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1964 |
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1966 |
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1974 |
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1975 |
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1977 |
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1979 |
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1980 |
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1981 |
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1982 |
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1983 |
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1985 |
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1986 |
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1987 |
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1988 |
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1989 |
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1990 |
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1991 |
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1992 |
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1993 |
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1994 |
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1995 | Ende der Produktion der klassischen Suntourkomponenten. |
Die Pedersenbremse ist nach ihrem Erfinder Scott Pedersen benannt.[http://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradbremse#Cantilever-Bremse] Scott hat diese Bremse selber gebaut, aber auch Lizenzen zum Nachbau vergeben. Suntour erwarb Ende der 80er Jahre eine solche Lizenz.
Da die besondere Bremswirkung das Rad leicht zum Blockieren bringt, wurde sie von Suntour nur in der Version für das Hinterrad angeboten. Leider ist ein einfacher Umbau der hinteren Bremszangen nach vorn nicht möglich. Da die Bremssockel am Hinterrad üblicherweise nach hinten zeigen, am Vorderrad aber nach vorn, hätte ein solcher Umbau zur Folge, dass der Schneckentrieb die Bremswirkung nicht verstärkt, sondern ihr entgegenwirkt. Suntour war aber nicht der einzige Anbieter der SE-Bremsen. Und so hat man manchmal doch die Gelegenheit eine SE für das Vorderrad zu bekommen.
Jahr | Gruppe | Kürzel |
---|---|---|
Quelle: mombat (1989-1994); Katalog 1992, 7 | ||
1989 | XC 9000 | CT-XC10 |
1990 | XC PRO | CT-XP10 |
XC COMP | CT-XC11 | |
XCD 6000 | CT-XD20 | |
1991 | XC PRO | CT-XP10 |
XC COMP | CT-XC11 | |
1992 | XC PRO | CT-XP11 |
XC COMP | CT-XC11 | |
1993 | XC PRO | CT-XP11 |
XC COMP | CT-XC11 |
Suntour hatte die Pedersenbremsen 1989-1993 im Programm der jeweiligen MTB-Spitzengruppen. Es wurden zumindest zwei unterschiedliche Modelle gebaut: Der Katalog nennt als Vorteil der CT-XP11 ihr schmaleres Profil [low profile], ein besseres Bremsschuhdesign und weniger Gewicht. «Schmaleres Profil» bedeutet, die Bremse ragt nur geringfügig über den Rahmen hinaus.[Katalog 1992, 7] Die genannten Verbesserungen beziehen sich wahrscheinlich auf das Vorläufermodell CT-XP10. Offen bleibt die Frage, ob die CT-XC11 von Anfang an in der schmaleren Version gebaut wurde oder später weiterhin in der breiteren.
Zu den Schraubnaben gibt es nur wenig Informationen. Hier ist die Lage aber auch realtiv einfach, da die Gewinde standardisiert sind und damit so ziemlich jeder Schraubkranz auf diese Naben passt. Die Achsläge beträgt bei den meisten Schraubnaben 126mm. Die Auswahl an Schraubkränzen ist enorm, selbst wenn man nur die älteren hochwertigen Kränze betrachtet. Suntours Schraubkränze hatten einen sehr guten Ruf, da es leicht war, sich aus Ritzeln verschiedener Größe die passende Abstufung zusammenzustellen. Das kleinste verfügbare Ritzel war ein 12er, das größte ein 38er. Außerdem gab es von Suntour besonders leichte MicroLite-Ritzel aus Aluminiumlegierungen, die sich allerdings nur für den Renneinsatz eignen, da sie sehr schnell verschleißen.
Bei den Suntourkränzen ist zu beachten, dass man einen anderen Abzieher als für die Shimano-Kränze benötigt. Die Suntourkränze haben keine Vielzahnaufnahme für den Abzieher, sondern tiefe rechteckige Nuten – ein System, das bei seiner Einführung in den 60er Jahren für Wirbel sorgte, da die Vorläufer und Konkurrenzprodukte bedeutend schwieriger zu handhaben waren.[Quelle?] Vor 1972 waren die Suntour-Schraubkränze mit vier Nuten ausgestattet, danach nur noch mit zwei und seit der zweiten Hälfte der 1980er wieder mit vier Nuten, die allerdings anders geformt waren als die aus der Zeit vor 1972.[http://www.yellowjersey.org/stkeys.html] Die MicroLite-Schraubkränze besaßen sogar sechs Nuten, um dem weicheren Material Rechnung zu tragen.
Eine XC-SPORT-Hochflanschnabe (RH-4800). Die XC-SPORT-Gruppe wurde 1986 herausgebracht. Sie war preisgünstiger und etwas schwerer als die XC-Gruppe. [Ankündigung der XC-SPORT in Suntour Inside Line 5, Nr.2 (Herbst 1985), S. 2f.] (Danke an Carsten für das Foto.)
Einen besonderen Fall stellen die Hochflanschnaben dar. Es gab sie in der SUPERBE-PRO-Gruppe für den Bahnrennsport und in der XC-Gruppe für das Gelände.
Die Bahnradnaben wurden unter der Bezeichnung SUPERBE PRO TRACK bzw. SUPERBE PRO CUSTOM MADE [SUPERBE-PRO-Katalog 11-1984, 14] verkauft. Für die TRACK-Naben gab es einzelne Ritzel, die fest oder mit einem sehr schmalen Freilauf, einem Single Freewheel[Katalog 1989, 22] auf die Nabe geschraubt wurden. Die Naben besaßen zumeist eine Achsbreite von 100 mm vorn und 120 mm hinten. Die RH-3000 wurde jedoch auch mit einer hinteren Achsbreite von 110 mm ausgeliefert [http://www.yellowjersey.org/stour82b.html]. Die XC-Hochflanschnaben wurden im XC-Katalog von 1985 als Mountain Sealed Hub mit einer Achsbreite von 100 mm vorn und 126 mm hinten angeboten. Das Gewinde war nicht so schmal wie bei den TRACK, sondern bot die Möglichkeit einen normalen Freilaufschraubkranz mit mehreren Ritzeln aufzuschrauben.[XC-Katalog 1985]
Die Kürzel der Hochflanschnaben wurden über die Jahre nicht einheitlich gehandhabt. Im 1982er Katalog beginnen die Kürzel der TRACK-Naben ebenso wie die normalen SUPERBE PRO-Naben mit RH [http://www.yellowjersey.org/stour82b.html; http://www.cyclezine.net/2009/06/18/hub-porn-unique-non-sealed-superbe-pro-track-hubs/]. Im 1984er Katalog erscheinen die Hochflanschnaben und die normalen Naben unter dem gemeinsamen Kürzel BH [SUPERBE-PRO-Katalog 11-1984, 10 u. 14]. Die Kürzel der neueren TRACK-Modelle beginnen ebenfalls mit BH [Katalog 1992, 21; Katalog 1993, 11] während die normalen SUPERBE-PRO-Schraubnaben das abweichende Kürzel HB erhalten haben.
Die XC-Hochflanschnaben tragen das Kürzel RH.[XC-Katalog 1985]
Die XC-9000-Hinterradnabe war die Vorgängerin der XC PRO. Sie wurde 1989 zum letzten Mal aufgelegt und in diesem Jahr als erste mit einem Freilauf ausgestattet. [Suntour-Katalog 1989, S. 25] (Danke an Thomas für das Foto.)
Freilaufnaben haben grundsätzliche Vorteile gegenüber den Schraubnaben. Es sind mehr Gänge möglich und die Belastung der Achse ist durch die weiter außen liegenden Lager viel geringer, sodass Achsbrüche praktisch nicht mehr vorkommen.
Die höchstwertigen Freilaufnaben kommen aus den Gruppen XC PRO, XC COMP und SUPERBE PRO. Die SUPERBE PRO entwickelte sich aus der SUPERBE und löste sie 1981 als Spitzengruppe ab. Die SUPERBE PRO wurde mit einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1986 bis 1994 verkauft. Seit 1991 oder 1992 wurde die SUPERBE PRO auch als Freilaufnabe angeboten und zwar sowohl für sieben als auch für acht Ritzel.[Katalog 1992, 21] Bei den 8fach-Versionen handelt es sich jedoch nicht um MD-Naben wie im MTB-Bereich, sondern um normale SUPERBE-PRO-Naben mit besonders langen Freilaufkörpern.
Die XC PRO wurde 1990-1994 angeboten. Sie war eine Weiterentwicklung aus der Gruppe XC 9000, die mit dem Erscheinen der XC PRO eingestellt wurde. Anfangs gab es in dieser Gruppe sowohl Freilaufnaben als auch Schraubnaben, seit 1992 wurden aber nur noch Freilaufnaben verkauft.[Katalog 1992; mombat (1990-1992)] Die XC-PRO-Schraubnaben besaßen vermutlich von Anfang an das von Wildernes Trail Bike lizenzierte Grease-Guard-System mit den charakteristischen Schmiernippeln[Katalog 1990, 10]. Seit 1991 stehen auch Freilaufnaben mit Grease GuardSystem im Katalog zum Angebot.[Katalog 1991, 6]. Ab 1992 gab es die XC PRO in der MD-7fach-Version, ab 1993 auch als MD-8fach. Die MicroDrive-Technik basiert auf einem kleinsten Ritzel mit nur 11 Zähnen, das zu klein war, um auf dem Freilauf Patz zu finden und darum mit dem zweitkleinsten zwölfzähnigen Ritzel verschraubt wurde. Das 11er Ritzel brachte mehr nutzbare Gänge, mehr Bodenfreiheit und weniger Gewicht.
Die XC-COMP-Nabe wurde parellel zur XC PRO entwickelt und unterscheidet sich von dieser nur durch das Fehlen der Schmiernippel [Katalog 1990, 11; Katalog 1993, 9] und die Verwendung eines herkömmlichen Konuslagers. Eine XC-COMP-Schraubkranznabe wurde nur 1990 angeboten, im 1991er Katalog wird nur noch die Freilaufnabe aufgeführt.[Katalog 1990, 12; Katalog 1991, 9]
Die folgende Tabelle gibt nicht alle von Suntour hergestellten Naben an, sondern nur die mir bekannten Naben aus den höchsten und damit interessantesten Gruppen seit 1989, dem Jahr der Einführung der Freilaufnabe. Die Naben sehen einander recht ähnlich. Auf der Nabe steht zwar, aus welcher Gruppe sie kommt, aber um welches Modell dieser Gruppe es sich handelt ist nicht gekennzeichnet. Lediglich die Micro-Drive-Naben sind durch den Aufdruck MD markiert.
Jahr | Gruppe | Kürzel | Beschreibung | Einbau- breite |
Speichen- zahl |
Besondere Merkmale |
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Quellen: Katalog 1989, Katalog 1992; Katalog 1993; mombat (1990, 1991, 1994) | ||||||
1989 | SUPERBE PRO | HB-SB00-R | Schraubnabe | Freilaufkörper nicht vorhanden | ||
HB-SB00-F | Vorderradnabe | Freilaufkörper nicht vorhanden | ||||
XC9000 | FH-XC10-U7 | Freilaufnabe für 7fach-ULTRA-Kassette mit Schnellspanner | 130 | 32, 36 | ||
FH-HC10-U7 | Freilaufnabe für 7fach-ULTRA-Kassette mit Vollachse | |||||
FH-XC10-R6 | Freilaufnabe für 6fach-Kassette mit Schnellspanner | 130 | 32, 36 | |||
FH-HC10-R6 | Freilaufnabe für 6fach-Kassette mit Vollachse | |||||
HB-XC00-R | Hinterradnabe für Schraubkranz mit Schnellspanner | 130 | 36 | Freilaufkörper nicht vorhanden | ||
HB-XC10-R | Hinterradnabe für Schraubkranz mit Vollachse | 130 | 36 | Freilaufkörper nicht vorhanden | ||
HB-XC00-F | Vorderradnabe mit Schnellspanner | 100 | 36 | Freilaufkörper nicht vorhanden | ||
HB-XC10-F | Vorderradnabe mit Vollachse | 100 | 36 | Freilaufkörper nicht vorhanden | ||
1990 | XC PRO | FH-XP00-U7 | Freilaufnabe für 7fach-ULTRA-Kassette | 135 | ||
FH-XP00-R6 | Freilaufnabe für 6fach-Kassette | 130 | ||||
HB-XP00-R | Hinterradnabe für Schraubkranz | 130, 135 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
HB-XP00-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
1991 | XC PRO | FH-XP01-U7 | Freilaufnabe für 7fach-ULTRA-Kassette | 130, 135 | alle Nuten gleichartig | |
HB-XP01-R | Hinterradnabe für Schraubkranz | 126, 130 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
HB-XP01-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
1992 | SUPERBE PRO | FH-SB00-8 | Freilaufnabe für 8fach ohne MicroDrive | 130 | ||
FH-SB00-7 | Freilaufnabe für 7fach ohne MicroDrive | 126, 130 | ||||
HB-SB00-R | Schraubnabe | 126, 130 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
HB-SB00-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
XC PRO | FH-XP20-7 | Freilaufnabe für 7fach MicroDrive | 130, 135 | |||
FH-XP02-7 | Freilaufnabe für einfache 7fach-Kassette | 130, 135 | ||||
HB-XP01-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
XC COMP | FH-XC11-7 | Freilaufnabe für 7fach MicroDrive | 130, 135 | |||
FH-XC02-7 | Freilaufnabe für 7fach-Kassette | 130, 135 | ||||
HB-XC02-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
1993 | SUPERBE PRO | FH-SB00-7 | Freilaufnabe für 7fach ohne MicroDrive | 126, 130 | ||
FH-SB00-8 | Freilaufnabe für 8fach ohne MicroDrive | 130 | ||||
HB-SB00-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
XC PRO | FH-XP20-7 | Freilaufnabe für 7fach MicroDrive | 130, 135 | |||
FH-XP20-8 | Freilaufnabe für 8fach MicroDrive | 135 | ||||
FH-XP02-7 | Freilaufnabe für einfache 7fach-Kassette | 130, 135 | ||||
HB-XP01-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
XC COMP | FH-XC11-7 | Freilaufnabe für 7fach MicroDrive | 130, 135 | |||
FH-XC11-8 | Freilaufnabe für 8fach MicroDrive | 135 | ||||
FH-XC02-7 | Freilaufnabe für 7fach-Kassette | 130, 135 | ||||
HB-XC02-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden | |||
1994 | XC PRO | FH-XP20-8 | Freilaufnabe für 8fach MicroDrive | 135 | ||
FH-XP20-7 | Freilaufnabe für 7fach MicroDrive | 130, 135 | ||||
HB-XP01-F | Vorderradnabe | 100 | Freilaufkörper nicht vorhanden |
Jeder Typ der Freilaufnaben hat nützliche Eigenschaften, die man bei den anderen nicht findet:
Lager links | Lager rechts | Grease Guard | Frei- lauf- typ | Ritzel gedreht mon- tierbar | Ab- schluss- ritzel | Gänge vorge- sehen / max.* | Speichen- winkel* vorge- sehen / max. | Quelle | ||||||||
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Indus- trie- lager | Rillen- kugel- lager | Kugel- käfig | Lager- kugeln | Indus- trie- lager | Rillen- kugel- lager | Kugel- käfig | polierte Lauf- flächen | Lager- kugeln | ||||||||
1. Generation | ||||||||||||||||
XC 9000 | ja | nein | Plaste | 11 kleine | nein | nein | nein | nein | 12 kleine | nein | alt | manch- mal | alle | 7/8 | mod. / steil | Vermutung abgeleitet von 1990er XC PRO und Form der Nabenkörper wie im 1989er Katalog abgedruckt |
XC 6000 | nein | nein | nein | unbek. | nein | nein | nein | nein | 12 kleine | nein | alt | manch- mal | alle | 7/8 | mod. / steil | Vermutung abgeleitet von 1990er XC PRO, Form der Nabenkörper und Beschreibung wie im 1989er Katalog abgedruckt |
1990er XC PRO | ja | nein | Plaste | 11 kleine | nein | nein | nein | nein | 12 kleine | nein | alt | manch- mal | alle | 7/8 | mod. / steil | gemessen |
1990er XC COMP | nein | nein | nein | unbek. | nein | nein | nein | nein | 12 kleine | nein | alt | manch- mal | alle | 7/8 | mod. / steil | Vermutung abgeleitet von 1990er XC PRO, Form der Nabenkörper und Beschreibung wie im 1990er Katalog abgedruckt |
2. Generation | ||||||||||||||||
Superbe Pro 7fach | ja | ja | Stahl | 8 große | nein | nein | nein | ja | 9 x 6,3mm | nein | neu | nein | alle | 7/8 | mod. / steil | gemessen |
Superbe Pro 8fach | ja | ja | Stahl | 8 große | nein | nein | nein | ja | 9 x 6,3mm | nein | neu | nein | alle | 8/9 | steil / sehr steil | Vermutung abgeleitet von SUPERBE PRO 7fach und Erinnerung an diese Nabe |
XC PRO ab 1991 | ja | ja | Stahl | 8 große | nein | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | ja | neu | nein | alle | 7/8 | mod. / steil | gemessen |
XC PRO MD 7 | ja | ja | Stahl | 8 große | nein | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | ja | neu | nein | MD | 7/7 | günstig / günstig | Vermutung abgeleitet von XC COMP MD 7, XC PRO ab 1991 und 1992er Katalog |
XC PRO MD 8 | ja | ja | Stahl | 8 große | nein | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | ja | neu | nein | MD | 8/8 | mod. / mod. | Vermutung abgeleitet von XC COMP MD 7, XC PRO ab 1991, Bildern des MD-8- Freilaufkörpers und 1993er Katalog |
XC COMP ab 1991 | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | nein | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | nein | neu | nein | alle | 7/8 | mod. / steil | Vermutung abgeleitet von XC COMP MD 7 und Katalogen von 1991-93 |
XC COMP MD 7 | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | nein | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | nein | neu | nein | MD | 7/7 | günstig / günstig | gemessen |
XC COMP MD 8 | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | nein | nein | nein | nein | 9 x 6,3mm | nein | neu | nein | MD | 8/8 | mod. / mod. | Vermutung abgeleitet von XC COMP MD 7, Bildern des MD-8-Freilaufkörpers und 1993er Katalog |
Die Naben der ersten Generation (1989-1990) besitzen zum Teil Freilaufkörper, auf denen die Ritzel gedreht werden können, ohne bearbeitet werden zu müssen. So können beide Zahnflanken genutzt werden und die Laufzeit der Ritzel verdoppelt sich. Bei den anderen Freiläufen ist ein Drehen der Ritzel natürlich auch möglich, aber dazu müssen die Nuten des Ritzels vorher mit einer Feile entsprechend angepasst werden.
Die Naben der ersten Generation besitzen leider recht kleine Lagerkugeln, die auch nur eine kleine Auflagefläche haben. So wird die längere Nutzbarkeit der Ritzel womöglich mit einer geringeren Haltbarkeit der Nabe erkauft.
Polierte Laufflächen auf Konus und Lagerschale einer SUPERBE-PRO-Nabe.
Die SUPERBE PRO besitzen auf der rechten Seite polierte Laufflächen. Das ist eine schöne Sache, weil die Nabe so von Anfang an sehr weich läuft und nicht erst eingefahren werden muss.
Eine Besonderheit sind die SUPERBE PRO mit extra langem Freilauf, der ursprünglich für acht Ritzel vorgesehen war. Da später die MD-Technik mit den Doppelabschlussritzeln entwickelt wurde, kann man auf diesen Naben sogar 9 Ritzel fahren. Allerdings muss man hierfür auch Nachteile in Kauf nehmen. So dürfte es ziemlich schwierig werden, passende Schalthebel zu finden. Wegen der relativ dicken Ritzel und Spacer lassen sich moderne 9fach-Hebel höchstens mit Modifikationen einsetzen. Außerdem lässt sich eine solche 9fach bestückte Nabe nur stark asymmetrisch einspeichen, denn das 9fach-Paket braucht rechts sehr viel Platz. Selbst wenn wie vorgesehen nur acht Ritzel verwendet werden, stehen die Speichen schon relativ steil.
Statt des einfachen Abschlussritzels kann auch bei den anderen Naben das Doppelabschlussritzel der MD-Ritzelpakete genutzt werden. Damit erhält man statt der vorgesehenen sieben Gänge acht. Das Problem mit den asymmetrischen Speichen tritt hier nicht so stark auf, weil ein 8fach-Ritzelpaket immerhin 4,8mm schmaler ist als ein 9fach-Paket.
Mit dem Speichenwinkel haben die 7fach-MD-Naben gar kein Problem. Mit ihnen lässt sich das Hinterrad sehr symmetrisch speichen. Wenn man viel Wert auf ein sehr stabiles Hinterrad legt, ist sie die erste Wahl. Dafür sind aber tatsächlich nur sieben Gänge verfügbar. Die MD-8fach-Naben sind der Kompromiss zwischen einem moderaten Speichenwinkel und einer hohen Anzahl von Gängen. Hier ist der Freilaufkörper – im Gegensatz zu den SUPERBE PRO-8fach-Naben – so gebaut, dass die Ritzel näher an den Speichen positioniert sind, sodass die Speichen 2-3mm weiter nach rechts können.
Ein Problem, das alle MD-Naben haben ist, dass sie zwingend auf das Doppelabschlussritzel angewiesen sind, um die Dichtung der Nabe zu gewährleisten. Sie erfolgt auf der rechten Seite nämlich durch eine Gummidichtung, die innen am MD-Ritzel schleift. Wird nur ein einfaches Ritzel montiert – was mechanisch möglich ist – ist die Nabe zu einer Seite praktisch offen. Damit ist man bei den MD-Naben in der Auswahl passender Ritzelpaket eingeschränkt.
Es gab seit 1989 drei Typen von Ritzeln: AccuShift, AccuShift Plus (AP) und AccuShift Plus II (APII). Zumindest die AP und die APII haben die gleichen Ritzelbreiten und -abstände – eine kleine Ausnahme bildet lediglich das Doppelabschlussritzel der MD-Ritzelpakete. Deutlich unterscheiden sich die Ritzeltypen jedoch in Form und Gewicht.
Die älteren Naben bis einschließlich 1990 mit dem schlanken Nabenkörper besitzen 15 gleich breite Keile; die neueren 14 breite und einen schmalen Keil. Der schmalere Keil behindert in keinem Fall die Montage eines beliebigen Ritzels, sodass die neueren Naben mit allen passen Ritzeln kombiniert werden können.
Wenn Suntour jemals Ritzel produziert haben sollte, die auf diesen schmaleren Keil angewiesen sind, so wären diese Ritzel nur mit den neueren Naben kompatibel. Tatsächlich habe ich derartige Ritzel selbst bei den Ritzelpaketen neuesten Typs niemals gefunden. Praktisch heißt das, dass alle Freilaufnaben mit allen Ritzeln nahezu beliebig kombinierbar sind. Es gibt nur eine wesentlich Einschränkung: Das Ritzelpaket auf einer MD-Nabe sollte auf jeden Fall mit einem MD-Doppelritzel abgeschlossen werden, damit die Dichtung der Nabe sichergestellt ist.
Falls PowerFlo-Ritzel verwendet werden, macht es Sinn, diese anhand der Markierungen so auszurichten, dass die Schaltweichen angeordnet sind, wie von Suntour vorgesehen – unverzichtbar ist das aber nicht.
Es ist möglich, unterschiedliche Ritzeltypen (z. B. AP und APII) auf einem Freilauf zu mischen. Das kann nützlich sein, wenn man eine besonders starke Untersetzung haben möchte und dazu vorn ein kleines 20zähniges Kettenblatt mit einem 32zähnigen-AP-Ritzel hinten kombiniert.
Der Austausch der Freilaufkörper ist leicht zu bewerkstelligen, wenn man sich einen geeigneten Nutenschlüssel besorgen kann. Ich habe mir den Nutenschlüssel mithilfe eines Winkelschleifers und einer guten Vierkantfeile aus einer 22er Stecknuss hergestellt. Dazu habe ich die Stecknuss an den Seiten soweit heruntergeschliffen, dass in der Mitte nur zwei Haken stehen bleiben stehen blieben, die genau in die Nuten passen. Die Haken haben eine rechteckige Form. Ihre Breite beträgt 4mm und ihre Höhe von 2mm.
Im ersten Schritt werden die Muttern auf der Achse gelöst, sodass sich die Achse demontieren lässt. Auf der Seite des Freilaufs befindet sich ein Konuslager, auf der anderen Seite ein Rillenkugellager. Die Kugeln des Konuslagers müssen entfernt werden, das Rillenkugellager kann im Lagersitz verbleiben. Durch die Öffnug des Innenrings kann man mit einem langen Innenvielzahnschlüssel (10 mm) den Bolzen fixieren, mit dem der Freilaufkörper verschraubt ist. Der Innenvielzahnschlüssel wird am besten in einen Schraubstock eingespannt. Da ich keinen Innenvielzahn zur Verfügung hatte, habe ich einen 10-mm-Inbusschlüssel benutzt. Nun kann der Nutenschlüssel auf der Seite des Konuslagers an den Nuten auf der Außenlagerschale dieses Lagers angesetzt werden. Der Freilauf ist mit dem Haltebolzen über ein Rechtsgewinde verbunden. Der Nutenschlüssel wird also gegen den Uhrzeigersinn gedreht. Da die Schraubverbindung relativ fest sitzt (gefühlte 35 Nm) bei ist unbedingt darauf zu achten, dass der Nutenschlüssel richtig in den Nuten sitzt. Nachdem der Bolzen vom Freilauf gelöst wurde, lässt sich der Freilauf einfach vom Nabenkörper abziehen.
Der Zusammenbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Die oben angegeben ca. 35 Nm sind lediglich eine grobe Schätzung und können nicht als Richtwert für die Montage des Freilaufs genutzt werden.
Wenn Suntourritzel mit Suntourschaltwerken und Suntourschalthebeln kombiniert werden, gibt es nicht viel zu beachten. Das müsste passen. Spannend wird es, wenn die Suntourritzel mit aktuellen Komponenten kombiniert werden sollen, denn die Ritzelabstände passen nicht. Zum Glück lassen sie sich durch die Verwendung der geeigneten Spacer passend machen. Dazu werde ich hier später mehr schreiben.
Barnett, J., Your Machine. SunTour XC Group; in: The Compleat Cyclist (Dezember 1984); online unter: Teil 1: http://www.mombat.org/SuntourXC1.jpg und Teil 2: http://www.mombat.org/SuntourXC2.jpg
Berto, F.J., Sunset for SunTour; in: Proceedings of the 9th International Cycle History Conference (26. August 1998); online unter: http://www.hadland.me.uk/page35.htm
Brown, S., Sun Tour Bicycle Parts unter: http://www.sheldonbrown.com/suntour.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Bike_boom#20th_century
Internetseite von Maro Moskopp http://radplan-delta.de
http://www.mombat.org/Suntour.htm (mit vielen Teilenummern)
Beilagzettel zu den Ritzelpaketen CS-AP20-S7, CS-AP10-S7, CS-AP10-K7, CS-AP00-S8, CS-AP00-S7 und CS-AP00-K7, Maeda Industries, Ltd, Code Nr. 59030318, gedruckt in Japan im November 1992